Das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum macht nicht einfach nur die Tore auf und entlässt die Besucher in die phantastische Welt der Fantasy und des Mittelalters – nein, es findet nach guter Tradition und Sitte immer eine offizielle Eröffnung des Marktes statt.
Bis zum letzten Veranstaltungstag wurde diese Eröffnung durch den Marktvogt und Bruder Rectus vorgenommen.
Wie die Freunde des MPS sicher schon mitbekommen haben, wird der Vogt, gespielt vom großartigen Edwin Ball, in Zukunft nicht mehr für das MPS zur Verfügung stehen.
Dem Vernehmen nach wird sich “Ede” mehr seiner Familie widmen, der MPS Fan Blog wünscht ihm für die weitere Zukunft viel Glück, Erfolg und Zufriedenheit.
Sein Mitstreiter bei der Markteröffnung ist der ebenso großartige Bruder Rectus, gespielt von Horis El Hamammy, der uns mit seinen frechen und unverschämten Sprüchen so oft Lachtränen in die Augen getrieben hat.
Eine Zeitlang sah es so aus , dass Gisbert Hiller, der Veranstalter des MPS, in Zukunft komplett auf das Duo verzichtet, aber die internen Schwierigkeiten, die er nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Horis auf einem der Herbst Veranstaltungen hatte, konnten beigelegt werden, so dass uns der freche Bruder zur Freude der Fangemeinde auch in Zukunft erhalten bleiben wird.
Offen bleibt die Frage, wie die Eröffnung des Marktes in 2014 vonstatten gehen wird.
Ich plane fest, am Saisonauftakt am 19.04.2014 im neuen Veranstaltungsort Luhmühlen dabei zu sein und werde sicher intensiv darüber berichten und das Spektakel mit Bild und Ton für Euch dokumentieren.
Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen von einer großen Epoche des MPS mit dem jahrelangen Wegbegleiter der Veranstaltung, dem Marktvogt Eduard von Sonnenberg, der uns so viele Momente des Spaßes gebracht hat und dem MPS durch sein Wirken und seine großartige Leistung seinen Stempel aufgedrückt hat.
Dieses Special des MPS Fan Blog ist deshalb zugleich eine Verbeugung vor zwei tollen Mitwirkenden der Veranstaltung: vor dem Vogt Eduard von Sonnenberg und seinem Mitstreiter Bruder Rectus.
Stellen wir uns vor, wir sind absoluter Neuling auf dem MPS, vielleicht eine Familie, die durch Internet, Mundpropaganda, eines der Veranstaltungsplakate oder wie auch immer den Entschluss gefasst hat, zum Mittelalterlich Phantasie Spectaculum zu gehen.
Wir haben zwei Kinder im Alter von vielleicht vier und sechs Jahren und wollen ihnen eine echte “Ritterveranstaltung” zeigen, haben aber null Vorstellung, was uns da alles so erwartet.
Zunächst einmal schlucken wir an der Kasse, der Eintritt der Kinder ist zwar frei aber für die Erwachsenen muss schon mal Geld auf den Tisch gelegt werden, für das man denn doch schon eine entsprechende Gegenleistung zu erwarten hat.
Und wenn man nur hundert Meter auf dem Platz ist, weiß man: das wird ein guter Tag, die Kinder werden auf ihre Kosten kommen und die Eltern auch!
Nehmen wir an, unsere Familie beginnt schon mit dem Einlass ins Gelände, also Sonntags gegen 11:00 Uhr.
Da ist schon mal ein riesiger Auflauf an den Einlassstellen, Kinder sind von den bunt aufgemachten, gewandeten Besucher begeistert, die viel zur genialen Atmosphäre des Mittelalterlich Phantasie Spectaculums beitragen. Dann geht es endlich rein.
Erstes Staunen über die zahlreichen Stände, ein Programm ist angeschlagen an einem der zahlreichen Ruheplätze, alle mit Sonnensegel überdacht.
“Feierliche Markteröffnung” liest unsere Familie Neuling und jeder Berufstätige mag an die langwierigen Eröffnungsreden von Weihnachtsfeiern und anderen Firmenfestivitäten denken, oder noch schlimmer, an die Eröffnungsreden zahlreiche “hochwichtigerer” Personen bei öffentlichen Veranstaltungen, die schon nach fünf Minuten Zuhörens akute, ernsthafte Anfälle von Katarr – ähnlichem Hörsturz hervorruft.
Ein vorsichtiges Nachfragen bei einem der zahlreichen gewandeteten , und damit scheinbar “erfahrenen” Besuchern lässt unsere Familie entscheiden: “Das gucken wir uns an!”.
Ich zitiere mal die Schankmaid einer Taverne, die ich unlängst auf einem Markt besuchte: “Eine gute Wahl!”
(Ich betone: alles was sich jetzt in Eurem Kopf abspielt liegt alleine in Eurem Verantwortungsbereich, nicht in meinem!)
Familie Neuling hat ja noch etwa eine halbe Stunde Zeit, um zur Tribüne zu schlendern, vielleicht trifft sie auf den riesigen Heerlagerzug, der dem Vogt bis zur besagten Bühne folgt und staunt den bunten Haufen an.
Clans folgen dort ihren Bannern, es gibt Ritter in Rüstung oder Kettenhemd, orientalische Schönheiten, phantasievolle Elfen, Trolle, Waldläufer, Knechte, Bauern, Händler, Bettler Vaganten, Streuner – alles ist dabei.
Man ist auf dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum. Das ist nicht authentisch aber phantastisch.
Der Vogt selbst sitzt in einer Sänfte und lächelt huldvoll dem Volke zu. So gehört sich das für eine Führungspersönlichkeit!
Vor der Bühne haben sich schon erwartungsvoll zahlreiche Zuschauer versammelt und Familie Neuling setzt sich in die erste Reihe um besonders gut sehen zu können.
Und schon kommt er unter großem Spektakel angerauscht, unser Vogt.
Blöderweise ist sein Beistand nicht da und unsere Familie Neuling muss natürlich aufgeklärt werden, wer fehlt.
Das wird mit markigen Worten gemacht: .
Üblicherweise kommt Bruder Rectus mit zotigen Sprüchen und einem gefüllten Kelch auf die Bühne.
Familie Neuling ist hin und hergerissen. Einerseits sind die vielen Sprüche oft frech und schlüpfrig, andererseits, so richtig packen kann man die beiden nicht, es ist nicht wirklich versaut und sie finden immer die Balance zwischen familiengerechten Sprüchen und Andeutungen,und Zweideutigkeiten die man als Erwachsener nur allzu gut versteht.
Auf jeden Fall präsentieren die Händlerinnen und Händler ihre Waren – und müssen wiederum jede Menge Spott und Sprüche über sich ergehen lassen.
Das nehmen sie recht gelassen hin und zahlen es den beiden hin und wieder mit gleicher Münze heim.
Es lohnt sich auf jeden Fall, die Händler genauer anzuschauen, unsere Familie Neuling kriegt einen ziemlich guten Überblick, was sie so alles auf dem Markt erwartet – obwohl das natürlich nicht alle Händler sind, die sich dort präsentieren.
Die Lebensmittelhändler geben auch von ihren “Giftproben”etwas ab – zunächst an die vor der Bühne postierten Mitdarsteller, dem hässlichen Hans, dem Tod und etlichen anderen Gesellen.
Es bleibt aber genug übrig für das Publikum, das natürlich fleißig mit einbezogen wird.
Selbstverständlich ebenso mit zotigen Sprüchen.
Familie Neuling genießt etwa 30 Minuten dieses wahrhaft ergötzliche Ereignis und wenn sie Glück haben, dann passiert auch etwas unvorhergesehenes für Bruder Rectus und den Vogt.
Bei der Markteröffnung in Hohenweststedt kam beispielsweise die Händlerin mit einem Maiskolben daher spaziert.
Das tut sie bei jedem MPS und normalerweise entspinnt sich nun ein Gespräch zwischen dem Vogt und Bruder Rectus, was dass denn nun für eine seltsame Frucht sei.
“Das ist ein Nonnentröster” ist die korrekte Antwort des Bruders und danach muss er zum gespielten Entsetzen – er wisse ja schließlich nicht, ob der Nonnentröster schon im Gebrauch gewesen sei – probieren.
In diesem Moment stürmen zwei als Nonnen hergemachte junge Frauen aus dem Publikum und verlangen lautstark nach der Frucht.
Bruder Rectus und der Vogt waren nur einen kurzen Moment verblüfft und spielten dann, entzückt über diese Änderung, gekonnt mit.
Familie Neuling könnte mit Glück noch ein besonderes Spektakel erleben.
Bei jedem MPS passieren kleine Schurkereien, sei es, dass Bruder Rectus wahlweise angeblich Messdienern oder Jungfrauen nachgestellt hat, sei es, dass jemand aus dem Team nicht oder nur halbherzig bei einer Marktbesprechung anwesend war oder ein prominentes Mitglied einer Band sich ungebührlich benommen hat.
In diesem Fall verhängt der Vogt die Strafe des Teerens und Federns, der Delinquent muss sich bis auf die Unterwäsche entkleiden,wird mit Sirup beschmiert und darf sich dann unter dem Gegacker des Publikums in Federn wälzen oder es werden diese über ihn ausgeschüttet.
Zuweilen erleben wir Massen”bestrafungen”, da werden ganze Bands geteert und gefedert.
Oft haben die Bands danach auch noch einen Auftritt auf einer Bühne so dass der befiederte Musiker noch 30 Minuten mit seiner “Schande” herumlaufen muss.
Auf jeden Fall ist es ein Heidenspaß – wie gut das Zeug unter der Dusche wieder abgeht, ist nicht überliefert, ich vermute allerdings, man muss ordentlich schrubben.
Irgendwann kann Familie Neuling dann nach einer geraumen Zeit die erlösenden Worte des Marktvogts Eduard von Sonnenberg vernehmen: “ Ich erkläre das MPS für eröffnet” woraufhin er dann mit dem eiligst nachfolgenden Bruder Rectus zur nächsten Taverne zieht, um sich von dieser anstrengenden Tätigkeit zu erholen.
Unsere Familie kann sich nun in Ruhe den Attraktionen des Marktes widmen, Gaukler, Stelzenläufer, Ritterturnier, Bruchenballturnier (da kann man stattlich Mannsvolk in Unterwäsche sehen) Musik auf zwei bis drei Bühnen und noch vieles mehr.
In der neuen Saison 2014 wird es eine andere Eröffnung geben.
Ich weiß zwar nicht, wie die aussehen wird und wer dann die Hauptrollen spielt – oder ob es eine Eröffnung des Marktes in dieser Form überhaupt wieder geben wird.
Das ist noch eine Geheimnis des MPS Teams. Ich weiß aber, das es wieder eine lustige Show geben wird, die es lohnt, angesehen zu werden.
Ich freue mich auf die Eröffnung der MPS Saison in Luhmühlen zu Ostern. Wir trinken doch zusammen einen Becher an der Taverne, oder?
P.S. Mein Dank gilt Detlef Letzner für das Bereitstellen der teeren und federn Bilder. Bitte schaut Euch auf seiner Website : www.raplajefan.de seine exzellenten Fotos an, es lohnt sich!